Filmkritik: Hard Candy

Hard Candy – 2005(USA) – Regie: David Slade – Drehbuch: Brian Nelson – Schauspieler: Ellen Page, Patrick Wilson, Sandra Oh – Länge: 100 Minuten – Jugendfreigabe: 18 Jahre

“Hard Candy” bedeutet so viel wie “aufreizendes minderjähriges Mädchen”. Und genau das ist ein großes Thema im gleichnamigen Film. Hayley Stark (Ellen Page) ist 14 Jahre alt und chattet seit knapp drei Wochen mit Jeff Kohlver (Patrick Wilson). Was an sich nicht schlimm ist. Doch er ist 32 Jahre alt. Bei Ihrem ersten Treffen überredet Hayley, die absolut fasziniert ist von Jeff, Sie mit zu Ihm nach Hause zu nehmen. Bei Jeff angekommen unterhalten Sie sich, trinken etwas und Jeff versucht sie zu verführen. Doch dann wird er Ohnmächtig. Als er wieder auf wacht wurde er von Hayley gefesselt. Sie konfrontiert Ihn mit seiner pädophilen Neigung und dem Verschwinden eines Mädchens.

Eines der beeindruckendsten Merkmale ist, dass Ellen Page und Patrick Wilson fast den kompletten Film alleine tragen. Denn neben den Beiden gibt es nur drei weitere Rollen im gesamten Film. Das erfordert ein hohes Maß an Konzentration. Denn so wie es nun Mal kommen muss ist auch ein Schauspieler alleine dran. Was aber auch nicht einfach für den Regiesseur ist. Er muss die Dialoge immer anders zeigen. Denn sonst wird es schnell langweilig. Und genau da muss ich den Regisseur David Slade loben. Mit verschiedenen Winkeln, Einstellungen und Schauplätzen schafft er es die Gespräche frisch zu halten und immer für Spannung zu sorgen. Letzteres warf Slade auch vor einige Probleme, da er kaum Platz hatte neue Locations zu zeigen. Denn abgesehen von der Anfangsszene im Restaurant findet der Rest nur im Haus von Jeff statt. Doch durch das gute Drehbuch von Brian Nelson und den wechselnden Elementen – Operation, das Dach – entsteht trotz dieser Begrenzung ein guter Fluss, wo sich nichts wiederholt.

Quelle: http://www.denofgeek.com/sites/denofgeek/files/styles/insert_main_wide_image/public/hard-candy.jpg?itok=E4MFO4bb

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Ellen Page als Teenager?

Am Anfang war ich etwas verwirrt, weil Ellen Page in einer Rolle spielt, die ich so von Ihr nicht wirklich erwartet habe. Zudem passt Ihr aussehen für mich nicht zur 14-jährigen Teenagerin. Das wurde aber einigermaßen relativiert durch Ihre geringe Körpergröße. Denn neben Patrick Wilson wirkt Sie wirklich klein und so näher an die gewünschte Rolle. Was Sie aber sehr gut macht ist dieser extreme Wechsel zwischen dem schüchternen und naiven Mädchen zur harten und selbstsicheren “Psycho-Tante”. Gut sind hierbei aber auch die Szenen die zeigen, dass Sie dennoch ein Mädchen ist. Denn wenn etwas nicht nach Plan verläuft, wird Sie wieder das nervöse Mädchen vom Anfang des Films.

Bei Patrick Wilson ist es ähnlich. Auch er weiß, wie er seine Rolle zu spielen hat. Am Anfang kauft man Ihm wirklich ab, dass er sich nur für Hayley interessiert, weil er sie flach legen will. Zudem die Szenen wo er den verzweifelten spielen muss, aber auch von einer Sekunde zur anderen ein anderer Mensch wird. Es ist kein Geheimnis, wenn ich verrate, dass er es Mal schafft zu entkommen. Denn dann wird er vom winselnden Gefangenen zum Rachesüchtigen Arsch. Ich habe Ihn mittlerweile in verschiedenen Rollen erlebt. Einmal als Superheld in Watchmen, als Sänger im Musical Das Phantom der Oper, oder als “Geisterjäger” in Conjuring – Die Heimsuchung. Aber in Hard Candy hat er meiner Meinung nach seine beste Performance abgeliefert.

Quelle: http://www.slantmagazine.com/assets/film/hardcandy.jpg

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Was ist eigentlich Gut und was Böse?

Durch die Beiden Hauptdarsteller und den ständigen Wechsel der Rollen von “Gut” zu “Böse” und anders herum, entsteht bis zum Ende hin eine gewisse Verwirrung. Man weis einfach nicht welcher der Parteien nun im Recht war und welche nicht. Auch wenn der Indikator Pädophil eigentlich eindeutig ist. Doch der Film spielt so sehr mit der Moral des Menschen, dass man Jeff teilweise als Opfer etabliert. Viele von uns haben bestimmt Mal leichtfertig so etwas gesagt wie “Solche Menschen verdienen den Tot.”, oder “Kastrieren sollte man solche Menschen.”. Auch wenn das ein Film ist und er nichts mit der Realität zu tun hat, werde ich so etwas nicht mehr sagen. Denn sagen ist einfach. Nur wenn man es auch selbst tun würde, sollte so ein Spruch kommen. Ich will diese Neigung nicht gut heißen, ich sage nur, was ich aus dem Film mitgenommen habe.

Aber nach den ganzen positiven Eindrücken muss ich doch noch etwas bemängeln. Auch wenn die Charaktere an sich in Ordnung sind, fehlen mir hier doch ein paar Hintergrundinformationen. Warum will Hayley das vermisste Mädchen rächen? Kennen Sie sich? Wie ist Sie so geworden?  Klar, das Fehlen dieser Infos sorgt für mehr Undurchsichtigkeit bei Hayley und lässt Sie mysteriöser erscheinen. Aber ein wenig mehr Hintergrundgeschichte hätte trotzdem nicht geschadet. Denn Ihren “Wahnsinn” erklären die Macher mit dem Satz “4 von 5 Ärzten sagen, dass ich Verrückt bin.”. Und das ist meiner Meinung nach nicht ausreichend für eine Erklärung. Das wirkt sich auch auf das Ende aus. Auf der einen Seite passt es, da es für diese Erzählweise in Ordnung ist, aber auf der anderen Seite ist es sehr abrupt und lässt den Zuschauer mit vielen Fragen zurück.

Quelle: http://images4.static-bluray.com/reviews/3215_3.jpg

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Fazit

Der Film ist schwierig zu beurteilen. Um ein ordentliches Fazit schreiben zu können habe ich mir auf diversen Filmportalen Kommentare angeschaut, wie die Leute auf Hard Candy reagierten. Meine Ahnung hat sich bewahrheitet. Die Community ist hier eher gespalten. Die einen feiern die Story, die Dialoge, die Aufmachung und die Schauspieler für Ihre Leistungen. Die Anderen hingegen waren enttäuscht und fanden Ihn geschmacklos. Das macht mir meinen Job nicht wirklich einfacher. Aber die, die meine Kritik bis hier hin gelesen haben und nicht bis zum Fazit gesprungen sind sollten nun wissen ob es etwas für Sie ist. Ansonsten kann ich nach meinem Empfinden den Film wärmstens empfehlen. Hard Candy schafft es mit seinem Spiel der Perspektiven den Sinn von Gut und Böse vollkommen auf den Kopf zu stellen, was durch die Dialoge und den Schauspielern sehr gut unterstützt wird. David Slade hat das größt mögliche Potential aus dem Drehbuch, dem geringen Budge und der kurzen Zeit – Es gab nur 18 Drehtage – heraus geholt und ein wahres Meisterwerk erschaffen. Wer hier einen Actionreichen Film erwartet, wo er sein Hirn ausschalten kann, ist definitiv falsch. Hard Candy möchte zum Nachdenken anregen und fordert eure komplette Aufmerksamkeit beim schauen.

 

Was haltet Ihr von Hard Candy? Seid Ihr unserer Meinung? Wenn nicht, warum? Schreibt es einfach in die Kommentare. Wir freuen uns über jeden Post.

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Trailer – Hard Candy

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Author: Kuhra

Ich bin einer der Gründer von Rezessition und bin hauptsächlich im redaktionellen Bereich unterwegs. Aber auch der Podcast und gewisse andere Bereiche fallen unter meine Aufsicht.

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