Eine Stadt. Endlich. Mein Mund ist trocken, mein Magen grummelt. Vielleicht finde ich hier etwas. Hoffentlich. In dieser Welt ist das nicht mehr selbstverständlich. Ich kann nicht in einen Supermarkt gehen und mir für Geld etwas zu essen besorgen. Nein, hier muss darum gekämpft werden. Jede Dose Bohnen oder Nudeln muss sorgsam eingeteilt werden. Jeder Mensch muss das tun. Jeder Mensch will Nahrung. Jeder Mensch ist zu einer Gefahr geworden. Als ob die Monster, die Untoten, die Zombies nicht genug wären. Jeder ist auf sich alleine gestellt und würde für so etwas töten. Auch ich musste töten.
Es war vor ein paar Wochen. Da bin ich hier gestrandet. Mein Schiff ist gesunken, weil sich die Seuche ausbreitete und wir fliehen mussten. Tage lang war ich auf der Suche nach Vorräten. Denn das ist die Priorität. Erst dann kommt die Waffe. Eine Pistole stillt nicht den Hunger, nicht den Durst. Sie kann beim Jagen helfen. Aber hier gibt es keine Tiere. Vielleicht kommen sie wieder, wenn sie merken, dass nicht mehr der Mensch die Gefahrenquelle ist. Aber das ist noch in weiter Ferne.
Ich traf eine Frau. Sie hatte eine Axt, ich ein Brecheisen. Wir verbündeten uns und gingen zusammen in der Stadt auf die Suche nach Lebensmitteln. Aber es war wie leer gefegt. Der Hunger nagte an uns und die Zombies machten es nicht leichte. Mir wurde klar, dass eine Axt um einiges effektiver ist als ein Brecheisen oder ein Baseballschläger es je sein werden. Unsere Aufteilung war einfach. Sie ging rein und ich hielt Wache, falls diese Dinger, oder sogar schlimmer, Banditen kommen würden. Doch dann sah ich es durchs Fenster. Eine Dose Bohnen, die Sie in den Händen hielt. Ich freute mich schon, dass es bald etwas zu essen geben würde. Doch die einzige Aussage war, dass es keinen Fund gab.
Ein unachtsamer Moment reichte. Schon spürte ich das Blut an meinen Händen. Das Zittern meiner Finger verhinderte fast das öffnen Ihres Ruchsacks. Doch dann hatte ich sie. Die Dose, für die ich einen Menschen…. getötet habe. Was ist nur aus dieser Welt geworden? Menschen töten Menschen. Keiner traut dem Anderem. Fast nur in den Gruppen, wo sich die Menschen schon vor der Apokalypse kannten ist es Möglich Hand in Hand zu arbeiten.
Staroye steht auf dem Ortsschild. Ein heißes Pflaster. Hier kommen viele vorbei. Einige sah ich schon aus sicherer Entfernung durch die Untoten oder Banditen sterben. Ich war schon des Öfteren hier. In Staroye traf ich meine erste größere Gruppe. Ein wilder Amerikaner, ein einheimischer und zwei aus dem nahen Osten. Wir gingen Zusammen durch die Dörfer und plünderten jedes Haus. Es war eine reiche Ausbeute. Doch dann geschah es. Rogovo. Dort gibt es eine Militärbasis. Unser Anführer, der Amerikaner namens Ryan meinte “Dort gibt es bestimmt Waffen. Jede Menge. Die schnappen wir uns und dann sind wir unbesiegbar!”. Doch wo Waffen sind, sind auch Menschen. Diese Orte haben eine starke Anziehungskraft. Kaum da angekommen, wurden wir unter Beschuss genommen. Drei von uns starben. Nur noch Ryan, ein Asiate und ich haben überlebt. Wir trennten uns, weil wir zu viele Differenzen hatten. Ich weiß nicht, ob Sie noch leben, oder ob ich Sie je wieder sehen werde.
Ein Krankenhaus. Perfekt. Vielleicht finde ich noch Verbandsmaterial. Meine alte Binde, die ich mir aus einem zerrissenen T-Shirt gemacht habe sollte ich schnell los werden. Eine Infektion ist nämlich nicht ausgeschlossen. Ich habe Glück. Eine Doppelläufige Schrotflinte mit ein wenig Munition und ein Verbandskasten. “Wenn ich weiter suche finde ich vielleicht etwas Nahr….!” “Nimm die Hände hoch!” ertönt es hinter mir. Schnell drehe ich mich um. Ein Mann mit einer M4 steht vor mir, die er genau auf mich gerichtet hat. Total benommen nehme ich die Hände hoch. “Bist du allein?!” fragt er mich mit rauer Stimme. “J-Ja..” Plötzlich merke ich, wie eine zweite Person hinter mir steht. Er reißt meine Arme hinter meinen Rücken und legt mir Handschellen an. Er stülpt mir einen Sack über den Kopf. Dann wird es dunkel.
Nach einem Marsch von gut zehn Minuten bleiben wir stehen. Sie ziehen mir den Sack vom Kopf und zwingen mich auf die Knie. Der Mann mit der Waffe schaut mir in die Augen. “Es tut mir leid, aber wir müssen das tun. Wir haben selbst keine Vorräte mehr und weit und breit gibt es nichts mehr. Wir können es kurz und schmerzlos machen.” Ich weiß genau was mich erwartet. Mir bleibt nur eine Möglichkeit. “Okay?” fragt er mich. Ohne ein weiteres Wort stehe ich auf und renne in Zick-Zack Richtung Wald. Der Windhauch der Kugel streift an meinem Gesicht vorbei. Ich renne und renne. Das Adrenalin schießt mir in den Kopf, in die Beine. Mir ist schlecht. Ich spüre nicht einmal, dass die Handschellen meine Handgelenke verletzten. Ich renne noch eine ganze Weile, bis mir klar wird, dass meine Verfolger die Jagd eingestellt haben.
An einem Teich mache ich halt. Erschöpft und voll mit Adrenalin setze ich mich ans Ufer. Meine Gedanken ordnen sich langsam. Was sollte das? Warum tun die Menschen nur so etwas? Ich verstehe es nicht. Warum tue ich so etwas? Mein Bein tut weh. Und jetzt wird es mir klar. Ich blute?! Ich blute! Scheiße. Meine Hände sind gefesselt und ich kann mich nicht verbinden. Scheiße….
Der Blick wird langsam verschwommen. Mein Bein pulsiert. Warmes Blut rinnt mir über den Oberschenkel. Eine befriedigende wärme. Den Schmerz spüre ich nicht mehr. Das Gras fühlt sich so weich an. Mein Körper fällt in das weiche Bett aus Gras, Moos und Erde. Ein Ort wie dieser, wo nur noch Gewalt herrscht. Wo Menschen andere Menschen töten. Wo Monster diese dann fressen. Wo Tote sich in diese Wesen verwandeln. Eine Welt, wo alles ein Teufelskreis an Zerstörung ist. Da gibt es doch noch einen Ort, der schön ist. Der mich auffängt und in einen tiefen Schlaf führt. Es ist vorbei. Es fühlt sich so schön an. “Es ist endlich… vorbei….”